Folge #26 – Weshalb du zuerst an den Profit denken solltest

FOLGENZUSAMMENFASSUNG:

In dieser Folge spreche ich über die Bedeutung von Profit und warum es wichtig ist, als Unternehmer transparent mit dem Thema umzugehen. Ich erkläre, wie Missverständnisse vermieden werden können, wenn man den Gewinn offen kommuniziert. Außerdem stelle ich die „Profit First“-Methode von Mike Michalowicz vor, die mir geholfen hat, mein Unternehmen auf nachhaltiges Wachstum auszurichten. Dabei wird der Gewinn priorisiert, indem Kosten gezielt kontrolliert und Einnahmen effizient genutzt werden.

💰In dieser Folge geht es um den Gewinn deines Unternehmens. Das Thema Gewinn ist nicht einfach. Auf der einen Seite erlebe ich immer wieder Unternehmer, die sich dafür schämen, dass ihr Unternehmen Gewinn macht. Das hat zur Folge, dass sie es tunlichst vermeiden, darüber zu sprechen. Das wiederum öffnet Gerüchten und wilden Vermutungen unter den Mitarbeitenden Tür und Tor. Nicht selten haben die Mitarbeitenden den Eindruck, dass der Gewinn des Unternehmens direkt in die Taschen des Unternehmers fliesst. Auf der anderen Seite treffe ich immer wieder Unternehmerinnen, die die am schlechtesten bezahlte Person im Unternehmen sind. Dies geschieht nicht aus steuerlichen Gründen, sondern weil der Geschäftsgang einfach nicht mehr hergibt.

🗣Ich möchte beides ändern. Zum einen möchte ich die Unternehmer:innen da draußen auffordern, mit ihrem Führungsteam und gegebenenfalls sogar mit dem ganzen Team über den Gewinn bzw. das EBIT ihres Unternehmens zu sprechen und zu erklären, was damit geschieht. Zum Beispiel, dass damit Rücklagen für schlechtere Zeiten gebildet werden, dass damit Investitionen für weiteres Wachstum getätigt werden und dass damit letztlich auch Steuern bezahlt werden. Natürlich sollten wir auch erwähnen, dass ein Teil davon als Dividende an die Aktionäre als Verzinsung ihrer Investition ausgezahlt wird. Was die Dividende im Einzelnen betrifft, so halte ich eine vollständige Transparenz nicht für erforderlich. Das geht im Wesentlichen nur den Verwaltungsrat oder die Aktionäre etwas an. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das so genannte Open Book Management nicht nur in guten Zeiten, sondern insbesondere auch in Krisenzeiten sehr viel Verständnis schafft und dazu führt, dass die Führungsmannschaft auch einschneidende Maßnahmen mitträgt, weil alle verstehen, dass es um die Existenz des Unternehmens geht. Es lohnt sich also, dies bereits in guten Zeiten einzuführen.

Wenn der Unternehmer der am schlechtesten bezahlte Mitarbeiter ist, bringt Open Book Management vielleicht etwas mehr Verständnis, aber es reicht nicht aus, um die Situation zu verbessern. Was hier helfen kann, ist „Profit First“, ein Ansatz von Mike Michalowicz, den er in seinem gleichnamigen Buch beschreibt.

„Profit First“ ist zum einen ein anderer Ansatz zur Berechnung des Profits. Anstatt den Gewinn aus der Differenz zwischen Umsatz und Kosten zu berechnen, wird der Gewinn vorgegeben und die Kosten werden aus der Differenz zwischen Umsatz und Gewinn berechnet. Dies führt zu einer konsequenten Gewinnorientierung des Unternehmens, die letztlich eine Grundvoraussetzung für nachhaltige Entwicklung und Wachstum ist.

Michalowicz stützt sich dabei auf statistische Daten von unzähligen KMU. Um die Zahlen vergleichbar zu machen, rechnet er mit dem „realen Umsatz“, was in etwa dem Deckungsgrad I entspricht. Konkret werden alle Handelsumsätze und zugekauften Dienstleistungen aus der Rechnung herausgenommen. Ist dieser „Echte Umsatz“ ermittelt, zeigt er, wie die Kostenstruktur erfolgreicher Unternehmen ähnlicher Größe aussieht. Diese wird als anzustrebendes Ziel betrachtet. Die Kosten lassen sich im Wesentlichen in vier Kategorien unterteilen:

  • Gewinn
  • Unternehmerlohn
  • Steuern einschließlich Sozialabgaben und Mehrwertsteuer.
  • Übrige Kosten. Das sind die laufenden Lohn- und Betriebskosten.

In vielen Betrieben werden am Ende des Jahres nach allen Kosten die Steuern bezahlt. Wenn dann noch etwas übrig bleibt, wird es als Unternehmerlohn ausgezahlt. Meist bleibt kein Gewinn übrig. Damit sich das ändert, müssen Unternehmerlohn und Gewinn kontinuierlich in kleinen Schritten erhöht und die übrigen Kosten gesenkt werden. Das muss nicht unbedingt durch Sparen geschehen. Besser ist es, den Umsatz bei gleichbleibenden Kosten zu steigern. Dass dabei an der Effizienz gearbeitet werden muss, versteht sich von selbst.

Damit das Konzept auch umgesetzt werden kann, empfiehlt es sich, für jede der vier Kategorien eigene Bankkonten zu eröffnen und die Konten für Gewinn, Unternehmerlohn und Steuern nur dann anzutasten, wenn tatsächlich Gewinn, Unternehmerlohn oder Steuern gezahlt werden. Da die Bankgebühren heutzutage sehr hoch sind, habe ich persönlich beschlossen, die drei Konten in einem Sparkonto zusammenzufassen. Damit für jede Kategorie der entsprechende Anteil zur Verfügung steht, überweist meine Buchhalterin bei jedem Zahlungseingang eines Kunden einen bestimmten Prozentsatz auf das Sparkonto. Wenn nun eine Rechnung für die Mehrwertsteuer, die AHV oder die Pensionskasse eintrifft, wird diese mit dem Geld vom Sparkonto beglichen. So ist sichergestellt, dass ich jederzeit in der Lage bin, meinen Verpflichtungen gegenüber dem Staat und den Sozialwerken nachzukommen.

💰Der Gewinn bleibt solange unangetastet, bis die Reserven so hoch sind, dass das Unternehmen im Krisenfall 3 Monate am Leben erhalten werden kann. Der Zeitraum von 3 Monaten ist etwas willkürlich gewählt. Zu lang ist ebenso unsinnig wie zu kurz. Zu große Reserven führen dazu, dass im Krisenfall zu zögerlich gehandelt wird. In guten Zeiten ist es besser, das Geld in Wachstum zu investieren, als es auf dem Bankkonto zu horten. Zu geringe Reserven können schon bei kleinen Veränderungen im Marktumfeld zu existenziellen Krisen führen. Du musst selbst entscheiden, wie lange du die Reserven in deinem Unternehmen halten möchtest. Sobald die Reserven die gewünschte Höhe erreicht haben und sich auch die anderen Zahlen im gewünschten Bereich bewegen, kannst du mit Investitionen und Gewinnausschüttungen beginnen. eine gute Faustregel ist, die Hälfte auszuschütten und die andere Hälfte für Investitionen in Personal, Maschinen etc. zu verwenden. So kannst du ein gesundes Wachstum generieren.

Zum Schluss wie immer die Zusammenfassung der Episode:

  • Ich erachte es als wichtig, im Unternehmen zumindest mit dem Führungsteam über die Zahlen zu sprechen und eine grösstmögliche Transparenz zu schaffen.
  • Natürlich sollten die individuellen Löhne und auch die Dividenden an die Aktionäre nicht öffentlich gemacht werden – es sei denn, dies entspricht der Unternehmenskultur und wurde schon immer so praktiziert.
  • Bei Unternehmen, die zu wenig erwirtschaften, um dem Unternehmer einen angemessenen Lohn zu zahlen, hilft die Profit First Methode, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen.
  • Bei Profit First wird die Rechnung „Umsatz – Kosten = Gewinn“ umgedreht in „Umsatz – Gewinn = Kosten“. Das heißt, der Gewinn wird vorgegeben und die Kosten werden daran ausgerichtet.
  • Statt die Kosten zu senken, ist es besser, den Umsatz bei gleichbleibenden Kosten zu steigern.
  • Die Veränderung sollte in kleinen Schritten erfolgen. Zu diesem Thema empfehle ich dir auch die Folge 21 dieses Podcasts.
  • Um sicherzustellen, dass am Ende des Jahres genügend Geld für Steuern, Unternehmerlohn und Gewinn vorhanden ist, kannst du ein separates Bankkonto eröffnen, auf das du nur zugreifst, wenn du auch Steuern, Unternehmerlohn oder Gewinn zahlst.
  • Mit dem Gewinn solltest du zunächst Rücklagen bilden, die es dir im Krisenfall ermöglichen, das Unternehmen für ca. 3 Monate am Leben zu erhalten. 3 Monate sind für die meisten Unternehmen genug Zeit, um wirksame Maßnahmen zu ergreifen.


Wenn du mehr über Profit First erfahren möchtest, empfehle ich dir das Buch von Mike Michalowicz zu lesen. Es ist in den Shownotes verlinkt.

  • Profit First, Mike Michalowicz

     

Ich empfehle dir auch die Podcast Episode 12 zum Thema Cash Management.

In der nächsten Folge werde ich mich wieder mit einem Personalthema beschäftigen. Ich werde dir zeigen, wie ein strukturierter Rekrutierungsprozess dir hilft, weniger Rekrutierungsfehler zu machen. Ich freue mich, wenn du wieder mit dabei bist.

Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg und Spaß in deinem Business. Bis zum nächsten Mal!