FOLGENZUSAMMENFASSUNG:
In dieser Episode spreche ich über die Theory of Constraints von Eliyahu Goldratt und wie sie mir geholfen hat, Prozesse effektiver zu optimieren. Ich erkläre, wie man Engpässe in Systemen identifiziert und gezielt verbessert, um den Gesamtdurchsatz zu steigern. Dabei teile ich meine Erfahrungen aus der Praxis – von Produktionsprozessen bis hin zur Anwendung in Projekten und Dienstleistungsunternehmen. Mein Ziel ist es, dir zu zeigen, wie du mit vorhandenen Ressourcen mehr erreichen kannst.
In dieser und den nächsten Folgen geht es um Flaschen und Prozesse. Genauer gesagt, um den Flaschenhals in Prozessen.🍾
In den Folgen 7 und 9 habe ich mich bereits der Dokumentation und Messung von Prozessen gewidmet. Was bisher noch gefehlt hat, ist das Thema Prozessoptimierung. Da dies ein größeres Thema ist, habe ich mich entschlossen, es in mehreren Folgen zu behandeln. In dieser ersten Folge werde ich dir einige Hintergrundinformationen geben und erzählen, wie das Ganze entstanden ist. Außerdem werde ich dir einen ersten Einblick in die Prinzipien geben. In der zweiten Folge geht es um die Prozessoptimierung in Produktionsprozessen 🏭. In der dritten Folge stelle ich das Critical Chain Project Management vor. Eine Methode zur Prozessoptimierung in Projekten. In der dritten und letzten Folge wird uns Steven Huck von HWP Consulting einen tieferen Einblick in die Prozessoptimierung geben. Steven ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Prozessoptimierung. Er hat viele Jahre in der Automobilindustrie, der Königsklasse der Prozessoptimierung, gearbeitet.
Grundlage aller Konzepte in dieser Podcast-Serie ist die Theory of Constraints von Eliyahu Goldratt. Sie besagt, dass in jedem komplexen System nur wenige Engpässe (Constraints) die Leistungsfähigkeit begrenzen. Um die Gesamtleistung zu verbessern, sollten diese Engpässe identifiziert und gezielt bearbeitet werden. Durch die gezielte Optimierung der Engpässe kann der Gesamtdurchsatz des Systems erhöht werden.
Wenn wir von Prozessoptimierung sprechen, fällt immer wieder der Begriff KVP, also Kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Während meiner Lehre als Elektroniker bei der Hamilton Bonaduz AG bin ich zum ersten Mal mit KVP in Berührung gekommen. Ich dachte immer, es ginge darum, bessere Produkte herzustellen. Erst viel später wurde mir klar, dass es darum geht, die Prozesse zu verbessern.
Aber was genau sind optimierte Prozesse? In Episode 7 habe ich das Beispiel meines Kunden erzählt, der in seiner Produktion die Auslastung seiner teuersten Maschine optimiert und erhöht hat, was nur dazu führte, dass sich mehr Halbfabrikate in seiner Produktion stapelten. Er hatte nicht den Gesamtprozess optimiert, sondern die Auslastung seiner teuersten Maschine.
Dieser Trugschluss begegnet mir immer wieder. Eine teure Maschine muss ausgelastet werden. Das ist grundsätzlich nicht falsch. Aber die Auslastung der teuersten Maschine ist kein Indikator für die Qualität des Prozesses. Bei der Prozessoptimierung geht es immer darum, den Durchsatz zu optimieren. Also: Wie viele Produkte können wir in einer bestimmten Zeiteinheit maximal herstellen? Um das herauszufinden, müssen wir zuerst den Flaschenhals finden. Der Flaschenhals ist immer die Stelle im Prozess mit der geringsten Kapazität. Im Beispiel meines Kunden war es nicht der Ofen, sondern die nachgelagerte Montageabteilung. Diese Abteilung arbeitete im Gegensatz zur Ofenmannschaft nur in einer Schicht und war alles andere als effizient. Es gab viele Leerläufe und viele Fehler. ⚙️Der Produktionsleiter erkannte dies lange Zeit nicht, und das Führungsteam wollte es nicht wahrhaben. Nachdem sich das Unternehmen auf die Optimierung der Montage konzentriert hatte, konnte der Ausstoß an Fertigprodukten massiv erhöht und auch die Auslastung des Ofens verbessert werden.🚀
KVP beginnt also immer mit der Analyse des bestehenden Prozesses und der Identifikation des Engpasses. Ist der Flaschenhals gefunden, geht es darum, ihn zu erweitern. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
- Mehr Kapazität schaffen
- Die Effizienz des Engpasses verbessern
Mehr Kapazität zu schaffen ist oft die einfachste Lösung. Wenn die Kapazität einer Maschine nicht ausreicht, kauft man eine neue. Wenn die vorhandenen Mitarbeitenden die Arbeit nicht schaffen, stellt man mehr ein. Gerade aus Sicht der Mitarbeitenden ist dies eine oft gehörte Forderung an das Management. Leider ist dies meist auch die teuerste Variante. Maschinen und Personal sind sehr kostenintensiv und es lohnt sich immer, zuerst die bestehenden Abläufe zu überprüfen und so den Durchsatz am Flaschenhals zu verbessern.
Ich beobachte immer wieder, dass viel Zeit in die Optimierung der Prozesse investiert wird und gleichzeitig nicht sichergestellt ist, dass der Flaschenhals immer Arbeit hat. Die Lösung dafür heißt DBR-Scheduling. Darum geht es im zweiten Teil dieses Podcasts.
Die Theory of Constraints lässt sich nicht nur auf Produktionsprozesse anwenden, auch im Projektmanagement gibt es entsprechende Anwendungsfälle. 📊Im klassischen Projektmanagement kommt es fast immer zu Verzögerungen. Der häufigste Grund dafür ist, dass die einzelnen Teilprojekte nicht rechtzeitig fertiggestellt werden. Gerade in Projektorganisationen, die mit Ressourcen arbeiten, die in verschiedenen Projekten oder noch in operativen Prozessen eingebunden sind, ist es eher die Ausnahme als die Regel, dass alle Projektergebnisse termingerecht geliefert werden. Der Engpass ist also die Verfügbarkeit der Projektressourcen. In meiner Zeit als Projektleiter habe ich gelernt, immer Reserven einzuplanen für den Fall, dass etwas nicht rechtzeitig geliefert wird. Es gab also immer einen internen Projektplan und einen für den Auftraggeber. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass Termine nicht eingehalten werden konnten. Hätte ich damals schon das Critical Chain Project Management gekannt, wäre mir viel Ärger erspart geblieben. Wie Critical Chain Project Management funktioniert, wird Thema der dritten Folge dieser Serie sein.🛠️
Nachdem die Theory of Constraints in Produktionsunternehmen und in Projektorganisationen zu besseren Ergebnissen geführt hat, wurden die Konzepte in den letzten Jahren zunehmend auch auf andere Bereiche übertragen. Insbesondere in Dienstleistungsunternehmen wie IT-Firmen und Handelsunternehmen etablieren sie sich zunehmend. Am Anfang war es für mich schwierig, die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Techniken richtig anzuwenden. Mittlerweile habe ich aber einige Kunden, die dank der Theory of Constraints die Verrechenbarkeit ihres IT-Betriebs deutlich verbessern konnten und damit profitabler geworden sind.
Das Thema Prozessoptimierung mit der Theory of Constraints ist sehr vielseitig und kann jedem Unternehmen helfen, Prozesse effizienter zu gestalten und mit den vorhandenen Ressourcen mehr zu erreichen. Ich hoffe, ich konnte Dein Interesse für das Thema wecken und Dich neugierig auf die nächsten Folgen machen.
Zum Schluss wie immer die Zusammenfassung dieser Folge:
- Wo immer Prozesse ablaufen, können sie optimiert werden.
- Eine bewährte Methode zur Optimierung ist die Theory of Constraints von Eliyahu Goldratt.
- Kern der Theorie ist es, Engpässe zu finden und diese zu optimieren, um den Gesamtdurchsatz des Prozesses zu erhöhen.
- Die Theory of Constraints kann nicht nur in Produktionsunternehmen angewendet werden. Auch Projektorganisationen oder sogar Dienstleistungsunternehmen können die TOC erfolgreich anwenden.
Zum Schluss möchte ich noch das Buch „Das Ziel“ von Eliyahu Goldratt empfehlen. Es ist ein Roman über ein Produktionsunternehmen, das seine Prozesse optimiert. Es ist kurzweilig und unterhaltsam und hilft, die Methode zu verstehen.
🔧 In der nächsten Folge zeige ich dir, wie du dafür sorgst, dass dein Engpass immer genug zu tun hat. Ich freue mich, wenn du wieder dabei bist.
Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg und Spaß in deinem Business. Bis zum nächsten Mal!