Folge #18.1: Bist du umsetzungsstark?

FOLGENZUSAMMENFASSUNG:

Diese Folge beleuchtet die entscheidende Rolle der Umsetzer:innen im Schatten der Visionäre. Sie filtern und realisieren die Ideen und halten so Unternehmen zusammen. Erfahre mehr über hre Bedeutung, ihre Stärken und Schwächen, sowie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Visionär:in und Umsetzer:in.

 

❓Bist du ein:e Umsetzer:in?

In der letzten Folge ging es darum, wie Visionär:innen ticken und welche Stärken und Schwächen sie haben. In dieser Folge möchte ich nun auf den Gegenpol, die Umsetzer:in, eingehen. Viele große Visionär:innen hatten und haben eine:n Umsetzer:in an ihrer Seite, die ihre Ideen filtert und im Unternehmen umsetzt. Ich werde kurz erklären, warum ein:e Umsetzer:in so wichtig ist und dann näher auf die Eigenschaften von Umsetzer:innen eingehen. In der dritten und letzten Folge zu diesem Thema werde ich dir einen Weg aufzeigen, wie du als Visionär:in die richtige Umsetzer:in findest und wie du sicherstellen kannst, dass ihr beide langfristig einen guten Job machen könnt.

Ich habe vorhin kurz erwähnt, dass viele erfolgreiche Visionär:innen eine:n Umsetzer:in an ihrer Seite hatten, die ihre Ideen in die Tat umgesetzt hat. Oder wie Gino Wickman in seinem Buch Traction schreibt: „Vision ohne Umsetzung ist reine Halluzination“. Für Walt Disney war es sein Bruder Roy Disney, Steve Jobs hatte Steve Wozniak und Bill Gates hatte Paul Allen. Alle diese „Umsetzer“ waren für das Unternehmen von unschätzbarem Wert und hatten großartige Fähigkeiten, die zum Erfolg des Unternehmens beitrugen.

Die Umsetzer tragen oft eine der folgenden Bezeichnungen: ▪️COO, ▪️Integrator, ▪️Second in Command oder auch ▪️Chief of Staff.
Sie agieren im Unternehmen und halten alles zusammen. Sie integrieren das Team und sorgen dafür, dass das Unternehmen seine Ziele erreicht.

Die Fähigkeiten der Umsetzerinnen und Umsetzer sind genau komplementär zu denen der Visionärinnen und Visionäre:

  • Sie erledigen das Tagesgeschäft. Sie sorgen täglich dafür, dass der Laden läuft. Sie sind gut darin, ein Team zu führen, Verantwortung zu verteilen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit das Team seine Aufgaben erledigen kann. Sie haben eine Leidenschaft für Details, Zahlen und Prozesse. Sie sind die Farmer in John F. Dinis Buch „Hunting in a Farmers World“.
  • Konstante Kraft nach vorne. Umsetzer sind besessen davon, Klarheit zu schaffen. Sie sorgen für eine funktionierende Kommunikation, sprechen heikle Themen an, lösen Konflikte und treffen wichtige Entscheidungen. Sie richten die gesamte Organisation auf die Umsetzung des Businessplans aus.
  • Die Stimme der Vernunft. Umsetzerinnen filtern die Ideen der Visionärin. Sie sorgen dafür, dass nur die besten Ideen der Visionärin im Unternehmen umgesetzt werden und dass die Voraussetzungen für die Umsetzung gegeben sind. Damit sorgen sie für die nötige Stabilität und Ruhe im Unternehmen.
  • Sie entlasten die Visionärin vom Alltagslärm. Sie sorgen dafür, dass der Visionär seine Ideen einbringen kann und sich nicht um das Tagesgeschäft kümmern muss, sondern sich in seinem Element entfalten kann.


Wenn du dich in dieser Liste wiedererkennst, gehörst du vielleicht zu den Machern dieser Welt.

Wenn du schon die Folge über die Visionäre gehört hast, erkennst du den Unterschied. Visionäre und Umsetzer ergänzen sich. Das bringt auch einige Nachteile und Schwächen der Umsetzer mit sich:

  • Weder Ruhm noch Ehre. Umsetzer stehen selten im Rampenlicht. Es gibt kaum Bücher über die stillen Manager. Umsetzerinnen sind selten die Rampensau. Sie bleiben im Hintergrund.
  • Pessimisten und Spielverderber. Zur Rolle der Umsetzerin gehört es, die Schwächen in den Ideen der Visionärin zu erkennen und zu benennen. Das macht ihn oft zum Spielverderber, der das Glas halb leer sieht.
  • Bremsklotz. Dem Visionär kann die Veränderung meist nicht schnell genug gehen. Der Umsetzer muss aber dafür sorgen, dass die Organisation mitzieht. Das macht ihn in den Augen des Visionärs oft zum Bremser.
  • Wenig Anerkennung. Als Umsetzerin brauchst du ein gesundes Selbstbewusstsein. Die Position bringt es mit sich, dass du wenig Anerkennung bekommst. Auf der einen Seite bist du der Bremsklotz am Bein des Visionärs und auf der anderen Seite treibst du die Organisation an. Das ist oft sehr undankbar.


Wenn du wissen willst, wie viel Umsetzer in dir steckt, fülle am besten das Umsetzer-Assessment aus, das du in den Shownotes zu dieser Folge bestellen kannst.

Wie kommen nun Umsetzer und Visionäre zusammen? Es gibt im wesentlichen drei Wege, wie diese zueinander finden.

  1. Als Co-Gründer. Zwei Unternehmer gründen gemeinsam ein Unternehmen, wobei der eine eher visionär und der andere eher umsetzungsstark ist.
  2. Ein bestehender Mitarbeiter wird zum Umsetzer. Sehr häufig ist dies in Familienunternehmen der Fall, wenn die nächste Generation in das Unternehmen eintritt. Beispiel: Die Tochter übernimmt die Rolle der Umsetzerin und die Mutter kann sich in der Rolle der Visionärin voll entfalten.
  3. Ein externer Umsetzer. Wenn weder unter den Gesellschaftern noch unter den internen Kandidaten jemand für die Rolle des Umsetzers in Frage kommt, muss der Umsetzer extern rekrutiert werden. Wie man dabei vorgehen kann, zeige ich in der nächsten Folge.


❗Ein Wort noch zum Verhältnis zwischen Visionär und Umsetzer: Aus meiner Erfahrung ist es unglaublich wichtig, dass dieses Verhältnis auf Augenhöhe stattfindet und dass die beiden zueinander passen.

Bei einem meiner ersten Kunden, der sich für eine Trennung zwischen Visionär und Umsetzer entschieden hatte, war dies nicht der Fall. Die Folge war, dass das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden immer schlechter wurde und der Visionär sich schließlich vom Umsetzer trennte und das Unternehmen wieder komplett alleine führte und vom Leitbild nichts mehr wissen wollte. Gute Umsetzer sind wirklich selten – noch seltener als gute Visionäre. Die Auswahl und auch die Zusammenarbeit muss also sehr gut geplant und durchgeführt werden. Und dann kann es auch scheitern. Das ist aber kein Grund, das Modell zu verwerfen. Viele Visionäre machen mehrere Anläufe, bis sie den richtigen Umsetzer gefunden haben. Auch dazu mehr in der nächsten Folge.

Jetzt möchte ich aber darauf eingehen, wann man eine Trennung zwischen Visionär und Umsetzer überhaupt in Betracht ziehen sollte und welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen.

Nicht jedes Unternehmen braucht einen Visionär. Sehr viele Unternehmen fahren sehr gut mit einer Person an der Spitze. Es gibt einige Indikatoren, die für eine Aufteilung sprechen:

  1. Branche: Je schnelllebiger und technologischer eine Branche ist, desto wichtiger ist ein Visionär. Nur wer der Konkurrenz voraus ist, kann mithalten und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Wer dagegen in einer Branche tätig ist, die nicht gerade von Innovationen überschwemmt wird, hat weniger Chancen.
  2. Wachstumspläne. Je schneller du mit deinem Unternehmen wachsen willst, desto visionärer musst du denken. Es spielt eine große Rolle, ob du 10% oder 100% Wachstum pro Jahr anstrebst. Im ersten Fall kannst du wahrscheinlich auf die Aufteilung Visionär/Umsetzer verzichten. Im zweiten Fall wahrscheinlich nicht.
  3. Dynamik des Marktes. Je schneller sich ein Markt verändert und je komplexer er ist, desto schneller musst du reagieren. Proaktiv ist besser als reaktiv. Und wer ist dafür besser geeignet als ein Visionär?


Wenn man also in einem Unternehmen arbeitet, in dem alle drei Elemente stark ausgeprägt sind, wird man sich früher oder später überlegen müssen, ob man sich nicht in einen Visionär und einen Umsetzer aufteilt. Was jetzt noch fehlt, sind die Voraussetzungen, die du und dein Unternehmen erfüllen müssen.

Die Einführung der Position des Umsetzers ist eine tiefgreifende Veränderung für das Unternehmen. Wenn du es gut machst, kann es dein Unternehmen in ungeahnte Höhen katapultieren. Wenn man es weniger gut macht, kann es auch einen – zumindest vorübergehenden – Niedergang bedeuten.

Es gibt vier wesentliche Voraussetzungen, die du erfüllen musst:

  1. Die finanziellen Möglichkeiten. Du musst es dir leisten können, eine zusätzliche Person für die Unternehmensführung einzustellen. Erfahrungsgemäß gehören Umsetzer zu den teuersten Mitarbeitern im Unternehmen. Die Kosten für die Unternehmensführung steigen erheblich, wenn du einen Umsetzer einstellst. Das Unternehmen muss in der Lage sein, dies zu verkraften, ohne dass sich die Rentabilität des Unternehmens wesentlich verschlechtert.
  2. Psychologische Bereitschaft. Wenn du einen Umsetzer einstellst, gibst du die operative Leitung des Unternehmens ab. Du gibst auch die Kontrolle über viele Dinge ab. Das kann durch geeignete Maßnahmen und Instrumente, die ich in der nächsten Folge vorstelle, abgefedert werden. Trotzdem kann es Angst machen.
  3. Bereite dich auf einen neuen Lebensstil vor. Du wirst plötzlich mehr Zeit für andere Dinge haben, als du es schon lange nicht mehr hattest. Du wirst andere Prioritäten setzen und dich an einen neuen Lebensstil gewöhnen müssen. Wenn du lieber 7x24h arbeiten möchtest, bist du noch nicht bereit für den Schritt zum Visionär.
  4. Sei bereit, deine Einzigartigkeit zu leben. Wie wir in der ersten Folge dieser Serie gesehen haben, tun sich viele Visionäre mit operativen Aufgaben schwer. Aber sie lernen damit umzugehen. Sie entwickeln Bewältigungsmechanismen und maskieren, also unterdrücken und verstecken ihre ADHS-Züge. Mit dem Wechsel in die Visionärsposition gibt es dafür keinen Grund mehr. Hier kann man ganz man selbst sein. Dafür musst du aber bestimmte Prägungen ablegen. Wenn du dich immer für diese Eigenschaften geschämt hast, wird es dir nicht leicht fallen, sie plötzlich positiv zu sehen.


Diese vier Prägungen entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum. Irgendwann ist ein „tipping point“ erreicht, an dem nur noch der sprichwörtliche Tropfen fehlt, der das Fass zum Überlaufen bringt. Sobald dies der Fall ist, sollte gehandelt werden.

Solche Auslöser sind z.B:

  • Angepasste Wachstumspläne
  • Selbsterkenntnis
  • Frustration
  • Zufällige Begegnung mit dem richtigen Umsetzer
  • Zunahme der Marktkomplexität
  • Lebensereignisse wie Heirat, Kinder, Scheidung, Verlust von Angehörigen etc.
  • Nachlassende Energie im Alter


Es gilt, die Zeichen zu erkennen und zum richtigen Zeitpunkt den Schritt zu wagen. Ob die Entscheidung richtig war oder nicht, zeigt sich erst im Nachhinein. Da Visionäre dazu neigen, schnelle und damit bessere Entscheidungen zu treffen, kann man sich gut auf deren Bauchgefühl verlassen. Außerdem gibt es immer einen Weg zurück.

Zum Schluss die Zusammenfassung der Episode:

  • Umsetzer sind die perfekte Ergänzung zu Visionären
  • Als Umsetzer agierst du eher im Hintergrund. Ruhm und Ehre werden dir kaum zuteil.
  • Ein guter Umsetzer hält dem Visionären den Rücken frei und befreit ihn vom Alltagslärm im Unternehmen.
  • Das Verhältnis zwischen Visionär und Umsetzer ist sehr wichtig für den Erfolg des Duos.
  • Nicht jedes Unternehmen braucht die Aufteilung in Visionär und Umsetzer. Ob dein Unternehmen davon profitiert, hängt von verschiedenen Faktoren wie Branche, Wachstumsplänen und Marktsituation ab.
  • Auch die persönlichen Voraussetzungen müssen stimmen. Du musst die finanziellen und psychologischen Voraussetzungen erfüllen, bereit sein, dich auf einen neuen Lebensstil einzulassen und deine einzigartigen Fähigkeiten zu leben.
  • Für die meisten Unternehmer gibt es einen „tipping point“, an dem die Entscheidung fällt, einen Umsetzer einzustellen. Diesen musst du erkennen und dann handeln.


In der nächsten Folge geht es dann darum, wie du deinen Umsetzer findest und wie du die Zusammenarbeit erfolgreich gestalten kannst.

Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg und Spaß mit deinem Business. Bis zum nächsten Mal!