Folge #24 – Warum Vertrauen die Basis von guten Teams ist

FOLGENZUSAMMENFASSUNG:

In dieser Podcastfolge dreht sich alles um die zentrale Rolle von Vertrauen in Teams. Ich zeige auf, wie Vertrauen die Grundlage für gesunde Konflikte, Engagement und Verantwortungsübernahme bildet. Mit Einblicken in Patrick Lencionis Modell der fünf Dysfunktionen eines Teams und Frances Freis Ansätze zur Vertrauensbildung erhältst du praktische Tipps, wie du durch Logik, Authentizität und Empathie ein starkes Vertrauensfundament in deinem Team schaffen kannst. Erfahre von mir, warum Vertrauen der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg ist.

 

🤝 In dieser Folge geht es um Vertrauen. Konkret geht es um die Bedeutung des Vertrauens im Team, wie man Vertrauen aufbauen und verbessern kann.

Wenn ich mit Führungskräften spreche und sie nach dem Vertrauen im Team frage, bekomme ich fast immer eine sehr hohe Einschätzung. In den Workshops zeigt sich aber oft ein anderes Bild. Worin sich aber alle einig sind, ist die Bedeutung von Vertrauen für gute Teams. Woher diese Diskrepanz kommt, kann ich nicht wirklich erklären. Aber die Forschung zeigt eindeutig, dass Vertrauen einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist. Höchste Zeit also für eine Podcast-Episode zum Thema.

Wenn ich über Vertrauen spreche, muss ich erst einmal erklären, was ich damit eigentlich meine. Das ist nämlich gar nicht so klar, wie es auf den ersten Blick scheint. Vertrauen im Arbeitsumfeld kann wie folgt definiert werden.

✏ „Vertrauen bedeutet, dass du darauf vertraust, dass jemand anderes das Richtige tut. Man glaubt an die Integrität und Stärke dieser Person, so dass man in der Lage ist, sich selbst zu exponieren, auch wenn man dabei ein gewisses Risiko eingeht“.

Es beinhaltet also verschiedene Elemente, wie das Vertrauen, dass die anderen Teammitglieder ehrlich sind, dass sie an die gleichen Dinge glauben, dass sie die gleichen Ziele verfolgen und dass sie meine Schwächen nicht ausnutzen oder mich bloßstellen. Es ist also ein Vertrauen, das auf Verwundbarkeit beruht.

Dieses Vertrauen ist grundlegend. Der amerikanische Autor Patrick Lencioni hat in seinem Buch „Die fünf Dysfunktionen eines Teams“ ein anschauliches Modell vorgestellt, das die Folgen von Vertrauen bzw. fehlendem Vertrauen aufzeigt. Dieses Modell soll im Folgenden vorgestellt werden.

✏ Lencioni beschreibt sein Modell als Pyramide mit fünf Schichten. Jede Schicht entspricht einer Funktionalität innerhalb des Teams. Die erste Funktionalität und zugleich unterste Schicht der Pyramide ist das Vertrauen, das auf Verwundbarkeit basiert. Es bildet die Grundlage für alle folgenden Schichten. Nur wenn wir einander vertrauen und uns auch verletzlich zeigen können, ist das Team in der Lage, die darüber liegenden Funktionen zu erfüllen.

Die zweite Funktion ist der gesunde Konflikt. Gesunde Konflikte entstehen, wenn wir unsere Meinung offen äußern dürfen, wenn uns zugehört wird und wenn wir hart, aber fair um eine Sache streiten. Das muss nicht zum Konsens führen. Aber wir sollten einen Konsens finden, also eine Lösung, zu der niemand nein sagt. Das geht aber nur, wenn wir einander wirklich vertrauen.

Die dritte Funktion ist die Verbindlichkeit. Engagement in dem Sinne, dass wir alle Entscheidungen des Teams mittragen und uns maximal engagieren. Das gilt insbesondere auch für Entscheidungen, die wir persönlich anders getroffen hätten. Es ist das in der Schweiz viel zitierte Kollegialitätsprinzip, das in unserer Regierung, dem Bundesrat, alle Regierungsmitglieder verpflichtet, Mehrheitsentscheide nach aussen zu vertreten und mitzutragen. Leider wird dies immer wieder verletzt, was letztlich dem ganzen Gremium schadet. Wirkliches Engagement ist aber wiederum nur möglich, wenn wir unsere Konflikte offen und gesund austragen können.

Die vierte Funktionalität ist die Übernahme von Verantwortung. Wenn wir im Team Verantwortung übernehmen, stehen wir für gemeinsame Fehler und Fehlentscheidungen ein und suchen gemeinsam nach Lösungen. Wir suchen keine Sündenböcke, beschweren uns nicht über andere Teammitglieder und verteidigen uns nicht. Dies ist nur möglich, wenn sich jeder voll und ganz für den Erfolg des Teams einsetzt und sein Bestes gibt.

Die Spitze der Pyramide und auch die letzte Funktion sind Ergebnisse und Erfolge. Das gemeinsame Feiern von Erfolgen und Ergebnissen macht das Team stark. Auch dies ist nur möglich, wenn die Basis darunter stimmt, wenn alle Verantwortung im Team übernehmen.

Wenn ein Team auf allen Ebenen funktioniert, also keine Dysfunktionalität zeigt, wird es die gewünschten Ergebnisse viel leichter erzielen, als wenn es größtenteils dysfunktional ist. Ohne Vertrauen und die anderen Schichten ist Erfolg zwar möglich. Erfolg ist zwar möglich, aber unglaublich anstrengend und nicht nachhaltig.

Das Buch von Patrick Lencioni zeigt sehr schön, was passiert, wenn Vertrauen da ist, und was passiert, wenn es nicht da ist. Es hilft aber noch nicht, Vertrauen aufzubauen und zu verbessern. Dazu möchte ich das Modell von Frances Frei vorstellen. Sie ist Professorin an der Harward Business School und hat im Bereich der Vertrauensbildung geforscht. Frei hat herausgefunden, dass es drei Dinge braucht, damit Menschen uns vertrauen:

  • Logik
  • Authentizität und
  • Einfühlungsvermögen

 

Wenn Teammitglieder diese drei Qualitäten aufweisen, entsteht ein Klima des Vertrauens. Im Folgenden werde ich kurz auf alle drei eingehen und aufzeigen, wie du sie bei dir und in deinem Team fördern kannst.

🟡 Die erste ist die Logik. Sie bezieht sich auf unsere Argumente und Fähigkeiten. Wir sollten so rational und logisch wie möglich argumentieren, d.h. gute Gründe für unsere Positionen haben. Dies erreichen wir, indem wir unsere Meinung auf der Grundlage von Zahlen, Daten, Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen bilden. Wenn unsere Argumente nur auf Anekdoten und Bauchgefühl beruhen, sollten wir zuerst daran arbeiten. Aber das ist meistens nicht das Problem. Viel häufiger liegt das Problem in der Kommunikation. Wenn wir unsere Argumente vorbringen, sollten wir darauf achten, dass wir es so effizient wie möglich tun. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, etwas zu erzählen: Die erste führt mit einer Geschichte und vielen Erklärungen zum Argument und kommt am Ende auf den Punkt. Die zweite kommt zuerst auf den Punkt und liefert dann den Kontext oder die Geschichte dazu. Die erste Variante eignet sich sehr gut, wenn du weißt, wie viel Redezeit du hast und alle gespannt zuhören, zum Beispiel bei einer Keynote. Wenn du sie aber in einer Teamsitzung anwendest, wirst du sehr oft nicht auf den Punkt kommen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dich jemand vorher unterbricht, vielleicht sogar selbst das Wichtigste sagt und dir damit die Show stiehlt. Meiner Erfahrung nach passiert das weiblich sozialisierten Menschen häufiger als männlichen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch dazu führen, dass man dich als Quasselstrippe oder Märchenonkel wahrnimmt. Wenn du also logisch argumentieren willst, solltest du die zweite Variante wählen: Erst auf den Punkt kommen und dann den Kontext liefern. Gerade bei neurodivergenten Menschen mit einer Aufmerksamkeitsstörung ist das sowieso der beste Weg, um sicherzustellen, dass deine Botschaft ankommt. Ich spreche da aus Erfahrung.

🟡 Das zweite ist Authentizität. Authentisch zu sein bedeutet, keine Rolle zu spielen, sich nicht zu „maskieren“ und sich allen Menschen gegenüber in allen Situationen gleich zu verhalten. Das Gegenteil davon ist strategische Kommunikation, d.h. sein Verhalten und seine Kommunikation strategisch der Situation und der Person anzupassen, mit der man kommuniziert. Authentisch sind wir, wenn wir uns gegenüber unseren Teammitgliedern öffnen und offenbaren. Ein großer Teil davon ist unser Privatleben. Erst wenn wir bereit sind, auch Teile unseres Lebens außerhalb der Arbeitswelt zu offenbaren, werden wir als authentische Person wahrgenommen. Authentizität kann im Team gefördert werden, indem gezielte Teambildungsübungen durchgeführt werden, in denen die Mitglieder über Erfahrungen, Eigenschaften und Ansichten sprechen, die sie normalerweise für sich behalten. Eine weitere Möglichkeit sind Feedback-Übungen, in denen wir auf Verhaltensweisen aufmerksam gemacht werden, die uns nicht oder weniger bewusst sind. Eine bekannte Möglichkeit ist die Übung „Start – Stop – Continue“.

🟡 Das dritte Element ist das Einfühlungsvermögen. Empathie ist die Fähigkeit, die andere Person wahrzunehmen und zu verstehen. Um empathisch zu sein, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf die Person richten. Einer der größten Empathiekiller ist das Smartphone. Ein großer Schritt für mehr Empathie in Teams ist es daher, klare Regeln für den Umgang mit Smartphones und Computern aufzustellen. In Meetings zum Beispiel empfehle ich, grundsätzlich keine elektronischen Geräte zuzulassen – Tablets für Notizen natürlich ausgenommen. Was ich vermeiden möchte, sind Situationen, in denen jemand nebenbei E-Mails bearbeitet oder ein Teil der Teilnehmer untereinander WhatsApp-Nachrichten über den Workshop austauscht. Diese Regel habe ich seit vielen Jahren in meinen Workshops und sie wird nicht nur eingehalten, sondern auch von allen meinen Kunden sehr geschätzt.

Es gibt sicher noch viele andere Möglichkeiten, Vertrauen aufzubauen und zu fördern. Egal welche, wichtig ist meiner Meinung nach, dass man etwas tut.


Zum Schluss noch einmal die Zusammenfassung der Episode:

  • Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Teams
  • Teams in denen die Mitglieder einander vertrauen
    • tragen Konflikte konstruktiv, offen und respektvoll aus
    • engagieren sich die die Mitglieder und halten sich ans Kollegialitätsprinzip
    • übernehmen alle Mitglieder gemeinsam Verantwortung für ihr Handeln
    • erreichen Resultate und Ziele besser und mit weniger Anstrengung.
  • Wenn du in deinem Team mehr Vertrauen schaffen möchtest, solltest du dafür sorgen, dass du und deine Teammitglieder logisch argumentieren, authentisch sind und empathisch sind.

 

Ich möchte dir noch einige Bücher empfehlen, die sich mit diesem Thema beschäftigen:

  • Die fünf Dysfunktionen eines Teams von Patrick Lencioni. In diesem Buch findest du das Pyramidenmodell, das in dieser Folge beschrieben wird. Das Buch ist wie alle Bücher von Patrick Lencioni in Romanform geschrieben und sehr leicht zu lesen.
  • Zusammenarbeiten von Kroegerus und Tschäppeler. Eine Sammlung von Konzepten und Werkzeugen für eine bessere Zusammenarbeit.
  • Unleashed von Frances Frei. In diesem Buch beschreibt sie die drei Faktoren Logik, Authentizität und Empathie, die für Vertrauen wichtig sind.

 

👉 In der nächsten Folge geht es um ein ganz anderes Thema: Storytelling. Ich werde dir zeigen, wie du Storytelling im Marketing einsetzen kannst. Ich freue mich, wenn du wieder dabei bist.

Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg und Spaß in deinem Business. Bis zum nächsten Mal!